Die Jahre der Exzellenzinitiative waren Gründerjahre. An vielen Orten der Republik wurden Forschungszentren eingerichtet, Graduiertenschulen aus der Taufe gehoben und Kolleggebäude eingeweiht. Manches war durch die Förderbedingungen vorgegeben, vieles wurde vor Ort entwickelt. Nicht nur die wissenschaftlichen Programme, auch die institutionellen Konzepte gingen im Wesentlichen auf die Ideen von akademischen Akteuren zurück, Professorinnen und Professoren zumeist, die akademische und manageriale Rollen in sich vereinten. Erst im Zuge des Gründungsgeschehens stellten sich Modelle ein und ließen sich Mechanismen der translokalen Angleichung beobachten.
Die Gründungspraxis ist von einer wiederbelebten akademischen Selbststeuerung geprägt. Sie fordert den gegenwärtigen Hochschuldiskurs heraus, der weiterhin von den Semantiken und Programmatiken des New Public Management dominiert wird.
Der Berliner Workshop will sich der Zukunft akademischer Selbststeuerung auf der historischen Folie eines anderen, umfassenderen Gründungsgeschehens widmen. Welche Ansätze haben die Akteure, die ab den sechziger Jahren neue Universitäten gründeten, gewählt, um auf die Entwicklungen ihrer Zeit zu reagieren? Inwieweit haben sich ihre Ideen durchgesetzt, an welchen Aporien sind sie gescheitert? Welche Lehren kann man heute daraus ziehen?
Konzeption: Dr. Georg Jongmanns (Hannover), Christopher Möllmann (Konstanz), Dr. Wilfred Rudloff (Kassel)
Donnerstag, 12. Mai 2016
Panel I: Reformuniversitäten: Historische Konstellationen und institutionelle ‚Biographien‘ seit den sechziger Jahren
9.00 Uhr Grußwort. Ulrich Rüdiger, Konstanz
Einführung und Moderation: Christopher Möllmann, Konstanz
9.30 Uhr Universitas semper reformanda – Universitätsreformen im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sylvia Paletschek, Freiburg
10.15 Uhr Universitäten zwischen Kaltem Krieg und gesellschaftlicher Liberalisierung? Die Hochschulreformen der Bundesrepublik nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Anne Rohstock, Tübingen
11.00 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Erstes Werkstattgespräch. Moderation: Wilfried Rudloff, Kassel
Gründungsschwerpunkt kooperative Forschung – die Entwicklung der Reformuniversitäten Konstanz und Bielefeld im Vergleich. Moritz Mälzer, Köln
Konzeptuniversitäten und Hochschulschemata in den 1960er Jahren. Planungsvorhaben der sogenannten Reformuniversitäten im Vergleich. Ines Hülsmann, Furtwangen
12.45 Uhr Mittagsimbiss
14.00 Uhr Zweites Werkstattgespräch. Moderation: Georg Jongmanns, Hannover
Gesellschaftspolitik, Landesplanung und Hochschulreform: Planung und Ziele des nordrhein-westfälischen Gesamthochschulkonzeptes der 1970er Jahre. Timocin Celebi, Duisburg
Gegenmodelle – die Hochschulgründungen in Kassel und Bremen und der Umbau des Studiums. Wilfried Rudloff, Kassel
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Drittes Werkstattgespräch. Moderation: Christopher Möllmann, Konstanz
Gebaute Reform. Zur Architektur der Universitätsneugründungen der sechziger und siebziger Jahre. Sonja Hnilica, Dortmund
Zwischen Tradition und Reform: Der ‚Kampf‘ um die akademische Selbstverwaltung an der Universität Augsburg. Stefan Paulus, Augsburg
Die Stunde der Reformer? Kritik an Konzeption und Anspruch der Universitätsgründungen in den sechziger und siebziger Jahren. Nikolai Wehrs, Konstanz
17.30 Uhr Ende des ersten Workshoptages
Freitag, 13. Mai 2016
Panel II: Einige Spannungsfelder akademischer Selbststeuerung
9.00 Uhr Einführung und Moderation: Georg Jongmanns, Hannover
9.15 Uhr Erstes Werkstattgespräch
Die Wissenschaftsfreiheit zwischen Steuerungsphantasien, Bürokratisierung und Reprise. Hans-Heinrich Trute, Hamburg
Autonomie als Freiheit zur Heteronomie. David Kaldewey, Bonn
11.30 Uhr Mittagsimbiss
13.00 Uhr Zweites Werkstattgespräch. Moderation: Wilfried Rudloff, Kassel
Das I-Wort: Identitätsformel und Organisationsmerkmal einer autonomen TU. Petra Gehring, Darmstadt
Interdisziplinarität als Lebenslüge der Forschungspolitik? Simone Rödder, Hamburg
14.30 Uhr Kaffeepause
14.45 Uhr Drittes Werkstattgespräch. Moderation: Christopher Möllmann, Konstanz
Paradoxievirtuosen. Zeitgenössische Anrufungen des akademischen Selbst. Ulrich Bröckling, Freiburg
Doing Science – Von der akademischen zur unternehmerischen Wissenschaft. Norbert Ricken, Bochum
16.15 Uhr Pause
Abschlusspanel: Die Zukunft akademischer Selbststeuerung
16.30 Uhr Moderation: Antje Tepperwien, VolkswagenStiftung Hannover
Warum Governance? Imboden, Schelsky (u.a.). Cornelis Menke, Bielefeld
Die Universität als organisierte Korporation. Rudolf Schlögl, Konstanz
Kommentare von Ulrike Beisiegel, Göttingen und Georg Weizsäcker, Berlin
18.00 Ende des Workshops
Mit freundlicher Unterstützung der VolkswagenStiftung, der Universität Konstanz und des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ an der Universität Konstanz