Die Professoren der Christian-Albrechts-Universität in der Frühen Neuzeit
M.A. Swantje Piotrowski
(Universität Kiel)
Veröffentlichung: Januar 2013
Das geplante Dissertationsvorhaben wird sich mit der Frage beschäftigen, wer das Bild der Kieler Landesuniversität in der Frühen Neuzeit prägte. Wer lehrte und forschte an ihr und formte gleichzeitig die geistige Elite der angrenzenden Regionen, sowie der Verwaltung, Justiz, Kirche und Schule? Es soll versucht werden über den historischen Wandel hinaus ein Gruppenbild des akademischen Lehrkörpers zu erstellen, um so einen weiteren festen Bestandteil universitärer Erinnerungskultur zu stiften.
Die vorliegende Arbeit kann nicht die gesamte Zeitspanne seit Gründung der Universität bis zur Neuzeit füllen. Sie soll eine erste Bilanz über die regionale und soziale Herkunft der Professorenschaft, ihrer Berufungspolitik und ihren familiären sowie freundschaftlichen Netzwerken ziehen. Hier gilt es ebenfalls zu untersuchen, inwieweit die Kieler Professoren in den politisch-diplomatischen Dienst des gottorfischen Staates vom Herzog in Anspruch genommen wurden. Der angestrebte Zeitraum erstreckt sich seit der Gründung der Almer Mater im Jahre 1665 bis zur Bildung des Dänischen Gesamtstaates 1773. Eine Erweiterung des Zeitraums um weitere 50 Jahre bleibt derzeit offen. In diesem geplanten Abschnitt wirkten etwa 150 Professoren an vier verschiedenen Fakultäten.
Das Feld der prosopographischen Professorengeschichte gilt seit längerem als fester Teil der Universitätshistorie. Die Personengruppe der Professoren lässt sich als kleine Teilgruppe gut abgrenzen und verfügt zumeist über eine reich dokumentierte Quellenlage. Dabei soll der Blick auf eine örtlich begrenzte Sozialgeschichte erfolgen, um die Professoren der Kieler Universität auch in ihren sozialen Verflechtungen vor Ort, in den Kreisen ihres gesellschaftlichen Umgangs, ihren Vereinen oder Parteien erfassen zu können. Mit der Betrachtung ihrer Lebensläufe sollen soziale Zusammenhänge, wie Herkunft, Netzwerke und der Einfluss dieser auf die Berufungspolitik und die Werdegänge aufgezeigt werden. Um den Sprung vom Detail zum Modell zu rechtfertigen, gilt es, das methodische Vorgehen einer prosopographischen Untersuchung genau zu bestimmen. Hierfür müssen die biographischen Merkmale, im Voraus definiert werden. Die geplante Untersuchung basiert auf folgenden Kriterien: alle Personen, die im Zeitraum zwischen der Gründung 1665 und dem Übergang in den dänischen Gesamtstaat 1773 das Amt des ordentlichen Professors an der Universität Kiel angetreten haben. Die Auswahl und die Berücksichtigung, nur ordentliche Professoren auszuwählen beruht auf der zu erwartenden Quellendichte. Ebenfalls werden bestimmte Indikatoren aus dem Lebenslauf gefiltert und zu einem Fragebogen zusammengestellt. Die einzelnen Eckdaten, die das Bild des Professors vervollständigen, lassen sich in drei Themenfelder gliedern:
I. Stammdaten des Professors: Geburts- und Sterbedatum, geographische Herkunft,
II. soziale Herkunfts- und Verhaltensmuster: Dazu zählen Angaben zur Konfession, Konnubium, verwandtschaftliche Beziehungen und gesellschaftliche Funktion.
III. Ausbildungs- und Karriereverläufe: darunter fallen Angaben zur Schulbildung, Studium, Laufbahnabfolge, Berufungsvorgang und akademische Ämter.
Die Auswertung wendet sich dabei insbesondere der Frage zu, ob in der sozialen aber auch der geographischen Herkunft, den verwandtschaftlichen aber auch freundschaftlichen Beziehungen, bestimmte gleichbleibende Strukturen erkennbar werden und das Bild eines Lehrkörpers an der Universität vervollständigen können. Es stellt sich die Frage, ob sich durch die Betrachtung einer idealtypisierenden Untersuchungsgruppe Netzwerke sichtbar machen lassen? Hierbei sollen nicht die Attribute der Individuen im Mittelpunkt der Analyse stehen, sondern die Beziehungen der Individuen untereinander. Das Netzwerk, welches daraus entsteht, wird in Hinblick auf strukturelle Eigenschaften des Gesamten untersucht.
http://www.histosem.uni-kiel.de/Lehrstuehle/land/Mitarbeiter/Piotrowski.html
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