Humboldt auf Reisen? Die Rezeption des «deutschen Universitätsmodells» in den französischen und britischen Reformdiskursen (1810-1870)
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Band4
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Veröffentlichung2003
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HerausgeberRainer C. Schwinges
Marc Schalenberg -
Informationen
- 520 Seiten. Gebunden.
- sFr. 72.- / € (D) 72.- / € (A) 74.50
- ISBN 978-3-7965-1930-7
Auf der Suche nach den Ursprüngen der «modernen Universität» wird in Deutschland gewöhnlich auf die in den preussischen Reformen des frühen 19. Jahrhunderts entstandenen institutionellen und ideellen Grundlagen verwiesen. Dieses oftmals auf das Kürzel «Humboldt» gebrachte «Modell» habe, so eine bis heute weitverbreitete Auffassung, zunächst für die übrigen deutschen Staaten und dann auch international eine Vorbildfunktion besessen. Demgegenüber fragt die vorliegende Arbeit kritisch nach, was deutsche Universitäten in den beiden wichtigsten Europäischen Nachbarländern, Grossbritannien und Frankreich, tatsächlich zeitgenössisch bedeuteten. Hierfür werden die konkreten Rezeptionsperspektiven und -interessen analysiert, wie sie zumal in Paris und in Oxford gegeben waren.
Es zeigt sich, dass deutsche Universitäten im Verlauf der ersten beiden Drittel des 19. Jahrhunderts sehr wohl verstärkt ins Blickfeld gerieten und an Funktionalität in den französischen und britischen Diskursen gewannen, dass dies jedoch keineswegs an das neuhumanistische, stark deutschen Bildungsidealen verpflichtete «Humboldtsche Modell» rückgebunden wurde. Letztlich erwiesen sich die universitären Traditionen im Hochschulwesen, aller zweckgebundenen Rhetorik zum Trotz, als weitgehend transferresistent.